Leseproben
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...aus Kapitel 1.1: Der Kirchturm
Der Kirchturm von Hartberg ist ein besonderes Barockjuwel. Nicht nur in der Form, in den überreichen Stukkaturen, in den Balustern (= große Vasen aus Stein), vor allem aber in den Vergoldungen der Verzierungen mit ins-gesamt 90 m² vergoldeter Fläche. Die zeitliche Fertigstellung des Turmes wird in einem Chro-nogramm – lateinische Buchstaben dienen als Zahlenangaben – oberhalb des Aufganges zum Kirchenchor zum Ausdruck gebracht.
Zur Hilfestellung: I=1 V=5 X=10 L=50 C=100 D=500 M=1000 DEI GLORIAE AC SANCTI MARTINI HONORI
Zum Ruhme Gottes und zur Ehre des heiligen Martin. Dies ergibt welche Jahreszahl? (Seite 11) Und 68 m in der Höhe! Damit halb so hoch wie der Turm des Stephansdomes in Wien.
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...aus Kapitel 5.2: Die Pfarrschule
1425 wird erstmals von einer Schule in Hartberg berichtet. Der größte Teil der Schüler sind „Stadtkinder“, Schüler aus der „Um-gebung“ sind selten. Die Schulaufsicht hat die Kirche bzw. der jeweilige Pfarrer. Der Schulmeister und seine Schulgehilfen sind Untergebene des Pfarrers, außerdem haben sie dem Pfarrer in verschie-denen kirchlichen Aufgaben zu Diensten zu sein. Eine erste positive Veränderung ergibt sich 1774: Die sechsjährige Schulpflicht wird unter Maria Theresia eingeführt. Es dauert lange, bis sich die „Pflicht“ einigermaßen durchsetzen kann. Bei unvorstellbar hohen Klassenschülerzahlen in den zwei, ab 1850 drei Klassen, reichen die 1777 und 1797 erweiterten Schulräume, bis 1869 der Paukenschlag des Reichsvolks-schulgesetzes so vieles verändert:
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...aus 4.5 Der Brandanschlag vom 13. August 1991
Die Darstellung des Einganges zur Hölle veranlasst einen jungen Hartberger – erst kurz davor aus der Nervenheilanstalt als „gesund“ entlassen –, an der Eingangstür des Karners benzingetränkte Telefonbücher in Brand zu setzen, denn man könne „den Teufel nur mit Feuer bekämpfen“. Die originale Eingangstür verbrennt, die Bilder im Inneren werden durch Rauch und Ruß ver-schmutzt.
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...aus 11. Der Europaplatz, bis 2020 Kernstockplatz
...Johannes Simmler (1852 – 1922), der spätere Verfasser eines historischen Standardwerkes der Stadt, hatte als junger Lehrer an dieser Schule seine Erstanstellung erhalten. Für ihn war dieses Haus nach dessen eigenen Worten ein „Schulpalast, der im Lande seinesgleichen sucht“.
Dieses Haus hat im Laufe der Zeit viel „mitzumachen“ gehabt: Einquartierungen des Militärs im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Lazarett für Verwundete, Kommandozentrale und Unterkunft für den Volkssturm gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, Luftschutzkeller bei Überfliegen der Stadt durch amerikanische und britische Bomber, Gefängnis für vermeintliche Freiheitskämpfer, Notspital für an Typhus Er-krankte von Jänner bis März 1946, ölge-tränktes Papier und Glasscheiben der Gärt-nerei, reduzierter Unterricht in der ersten Nach-kriegszeit, weil man wegen Mangel an Heiz-material nur wenige Räume heizen konnte – aber 2015 der Wandel zu einem modernen Haus durch hohe öffentliche Investitionen. ...
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...aus 14. Die Burg – das Schloss
...1597 wird die heute noch bestehende Mauer an der Rinnengasse (= Rinder-Gasse, Platz zum Verkauf der Rinder) gegen die aufmüpfige Bürgerschaft der Stadt Hartberg errichtet. Wegen andauernder Streitigkeiten zwischen Burgherren und Bürgern der Stadt, die auf ihren zu landesfürstlicher Zeit erworbenen Privi-legien beharren, kommt es 1613 zur Verhaftung und Ausweisung von Stadt-richter (= Bürgermeister) Matthias Wels und zur Ermordung von Stadtschreiber Hans Preßl durch Abgesandte des Schlossherrn Rudolf von Paar...
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